Bio-Glas? Chemiker haben ein semi-transparentes Material entwickelt, das fast ausschließlich aus Holz und anderen natürlichen Substanzen besteht. Das durchsichtige Holz ist robust und leitet dank einer Verdrahtung auch Strom und könnte daher künftig beispielsweise für wärmedämmende Fensterscheiben oder Touchscreens verwendet werden. Mit einigen Optimierungen könnte es obendrein künftig biologisch abbaubar und dann eine umweltfreundliche Alternative zu den bisher verwendeten Kunststoffgläsern sein.
Kunststoffe sind billig, leicht herzustellen und zu verarbeiten und daher in unserem Alltag allgegenwärtig. „In der heutigen Zeit ist Plastik überall, auch in den Geräten, die wir mit uns herumtragen. Und es ist ein Problem, wenn wir das Ende der Lebensdauer dieser Geräte erreichen. Denn Plastik ist nicht biologisch abbaubar“, sagt Bharat Baruah von der Kennesaw State University in Georgia. Um das zu ändern, hat der Chemiker nun eine Plastikalternative entwickelt, die aus natürlichen Substanzen besteht, und auf dem Frühjahrstreffen der American Chemical Society vorgestellt.
Zusammen mit seinem Team entwickelte Baruah sogenanntes transparentes Holz. Dieser Verbundwerkstoff besteht aus ganz normalem Holz, dem zwei seiner drei faserigen Polymer-Komponenten entzogen werden, um es durchsichtig zu machen: Hemizellulose und Lignin. Übrig bleibt ein poröses, papierartiges Netzwerk aus reiner Zellulose. Dessen Poren werden dann mit einem farblosen Polymer-Material gefüllt, so dass ein semi-transparentes und zugleich stabiles Material entsteht.
Zutaten: Holz, Reis und Eier
Anders als bisherige Forscher verwendeten Baruah und seine Kollegen für die Füllung jedoch kein Epoxidharz – ein Kunststoff –, um den empfindlichen Holzfasern Festigkeit zu verleihen. Stattdessen nahmen die Chemiker historischen Zement als Vorbild, der aus Sand, Klebreis und Eiweiß hergestellt wurde. Nach dieser Rezeptur baute man in Indien bereits vor Jahrhunderten robuste Häuser, lange bevor moderne Zementmischungen erfunden wurden.